Macht kritisch – Sprache als Machtinstrument
und als emanzipatorische Ressource

Rückblick auf die Vortragsveranstaltung
mit Prof. Dr. Hans-Peter Schwöbel
am 16. November 2023

Bei der Beschreibung und Analyse gesellschaftlicher Zustände und Entwicklungen schenkt Prof. Dr. Hans-Peter Schwöbel zwei Grundeinheiten besondere Beachtung: der individuellen Persönlichkeit und der gemeinschaftlichen Kultur.

Unter Persönlichkeit versteht er die Gesamtheit intellektueller und emotionaler Begabungen und Mängel eines Individuums: seine Erfahrungen, Erwartungen, Wahrnehmungen, Erlebnisse, Einstellungen, Fähigkeiten und sein Verhalten.

Kultur bestimmt Schwöbel spiegelbildlich zur Persönlichkeit als die Gesamtheit kollektiver Begabungen und Mängel von Gemeinschaften: gemeinschaftliche Erfahrungs-, Erwartungs-, Wahrnehmungs-, Erlebnis-, Einstellungs-, Fähigkeits- und Verhaltensmuster (Mentalität). Persönlichkeit und Kultur sind verwoben durch Wechselbeziehungen und Spannungen zwischen ihnen.

Dabei hebt der Referent mit aktuellen Beispielen die Bedeutung von Sprache hervor. Die menschliche Sprache ist wichtigstes Instrument, Welt zu erfassen, uns mitzuteilen und auch uns selbst zu verstehen. Gleichzeitig ist sie Mittel, Anerkennung und Ablehnung zu signalisieren und damit bestimmte Gruppendynamiken von Anziehung und Abstoßung in allen Feldern menschlichen Denkens, Fühlens und Handelns zu erzeugen.

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Im weiteren Verlauf beschreibt Schwöbel die aktuellen geistig-kommunikativen Spannungen in Deutschland und im Westen insgesamt als Kampf um Entwicklungen von Persönlichkeit und Kultur. Seit Jahrzehnten verwandeln sich, von den USA ausgehend, Universitäten aus Orten der Lernlust in Hallen der Lernangst und der Lern-, Wort- und Denkverbote. Das Ganze schwappt im Westen in Massen-Medien, Parteien, religiöse Organisationen und Massenbewegungen wie Fridays-for-Future, Letzte Generation und vergleichbare Mitläuferstrukturen.

Im kritischen Fragen, das Antworten findet, die zu weiteren Fragen führen, besteht der Adel europäischer Aufklärung, ihr Humanum, ihre emanzipatorische Kraft und ihre enorme Produktivität. Der Zusammenhang zwischen Freiheitsgraden einer Gesellschaft und dem Wohlstand, den sie zu schaffen vermag, ist statistisch gut belegt. Auch die Öko-Bilanzen dieser Gesellschaften sind um Dimensionen besser als die undemokratischer, anti-westlicher Gesellschaftsverfassungen.

Zentral in Schwöbels Ausführungen ist sein Ansinnen, das Konzept Emanzipation für eine Kultur- und Persönlichkeitsentwicklung im Sinne der Aufklärung zurückzugewinnen: „Emanzipation ist für mich kein Anspruch, den mir ‚die Gesellschaft‘ zu erfüllen hat, und kein eifersüchtiger Machtkampf zwischen Männlein, Weiblein und Diversen. Ich verstehe unter Emanzipation das tägliche sich selbst Bemühen um den Aufrechten Gang in einer gegebenen Realität. Ich muss meine eigenen Grenzen selbst überwinden. Dazu gehört, mir die Errungenschaften meiner Kulturen anzueignen: als Weltbürger, Europäer, Deutscher, Kurpfälzer. Als Handwerker, Poet, Wissenschaftler. Als pietistischer Agnostiker, Kind und Künder der Aufklärung und vieles mehr. Dazu gehört aber auch, diesen Kulturen zu dienen. Dies ist der Kern emanzipatorischer Bemühungen: Ich muss die Bedingungen meiner Beschränkungen in die meiner Befreiung verwandeln. Niemand kann mir das abnehmen. Aber, wir können einander beistehen und ermutigen im Bemühen um den aufrechten Gang.“

Lehren vom Strom
Du schwimmst nie
Gegen den Strom,
Rügte das Treibholz den
Fluss.
Und der Fluss lachte.

Copyright Prof. Dr. Hans-Peter Schwöbel

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