Neustart der Energiepolitik: Der Ökologische Realismus

Rückblick auf die Vortragsveranstaltung mit Dr. Björn Peters am 4. Februar 2021

Die Energiepolitik Deutschlands steckt in einer tiefen Krise. Deutschland hat die höchsten Strompreise der Welt, eine wenig umweltfreundliche Stromproduktion und viele ungelöste Fragen zu beantworten, wie der gesamte Energieverbrauch auf kohlenstoffarme Energieträger umgestellt werden könnte.  Die Vortragsveranstaltung bot dem Referenten erstmals die Gelegenheit, seine Strategie für einen Neustart der Energie- und Rohstoffpolitik, den Ökologischen Realismus, zusammenhängend darzustellen.

Dr. Peters ist von Beruf Physiker und hat sein Berufsleben in der Finanzwirtschaft verbracht, vor allem als Spezialist für Rohstoff- und Energiefinanzierung.  Hierdurch kam er auch zu politischen Fragestellungen.  Im Jahr 2016 gründete er das unabhängige Forschungs- und Beratungsinstitut Peters Coll., mit dem er Unternehmen und Regierungen bei der Ausgestaltung ihrer Energiestrategie berät.

Peters stellte zunächst die inneren Widersprüche der „Energiewende“ vor. Sie wurde eingeführt, um eine umweltfreundlichere Stromversorgung einzuführen.  Die Kosten sollten stabil bleiben, weil sie nach einer Übergangszeit mit hohen Investitionen durch volkswirtschaftliche Gewinne kompensiert werden sollten, da Importkosten für Energierohstoffe wegfallen würden.  Peters zeigte auf, dass keine der Versprechungen der „Energiewende“ eingehalten wurden.  Sämtliche Strategien, um mit der wetterbedingt stark schwankenden Stromeinspeisung aus Solar- und Windkraftwerken umzugehen, sind noch wenig durchdacht, führen zu erhöhtem Rohstoffverbrauch, Landschafts- und Naturverbrauch, erfordern eine zentrale Planwirtschaft, reduzieren die Importabhängigkeit nicht und führen dennoch zu einer Mangelwirtschaft.  Zudem bieten sie keine Perspektive, den Energiesektor komplett zu dekarbonisieren.  Er schloss diesen Abschnitt mit der Feststellung, dass die „Energiewende“ teuer und im Hinblick auf die Umweltziele nahezu wirkungslos sei, in Teilen sogar schädlich.

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Die Vortragsfolien finden Sie zum genaueren Studieren hier:
Neustart der Energiepolitik – Der Ökologische Realismus – von Dr. Björn Peters

Webseite des Referenten:
www.peterscoll.de

Im zweiten Abschnitt seines Vortrags führte Peters die Zuhörer einen Schritt zurück und beschäftigte sich mit der Frage, welche Rolle Energie für die menschliche Zivilisation einnehme.  Er legte dar, dass jeder kulturelle Sprung der Menschheit seit der Zähmung des Feuers in der Altsteinzeit durch die Beherrschung neuer Energiequellen ermöglicht wurde.  Auch im „fossilen Zeitalter“ seit etwa 200 Jahren hat sich das Leben der Menschen auf nahezu allen humanistischen Dimensionen stark verbessert.  Die Menschen sind heute wesentlich älter, zahlreicher, gebildeter, wohlhabender und gesünder als vor 200 Jahren.  Sie leben sogar häufiger selbstbestimmt in Demokratien.  Preisgünstige, kompakte Energien vor allem aus Kohle, Öl und Erdgas haben diesen massiven Sprung ermöglicht, und Peters mahnte an, dieses Faktum im öffentlichen Diskurs anzuerkennen.

Dieses Plädoyer führte in den dritten Abschnitt, in dem Peters aufzeigte, dass eine preisgünstige, umweltfreundliche und stabile Energieversorgung auf nahezu alle 17 UN-Entwicklungsziele einzahlt, während die mit der „Energiewende“ verbundenen Strategien der Verteuerung und des intensiveren Natur- und Ressourcenverbrauchs die Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele erschweren.  Heute wie vor 50 Jahren stammt etwa 80% der Energie, die die Menschheit verbraucht, aus fossilen Energieträgern.  Auch der Rio-Prozess der vergangenen drei Jahrzehnte hat zu keiner Änderung dieser Quote geführt.

Wenn die Konzepte der „Energiewende“ dermaßen erfolglos sind, stellt sich die Frage, warum sie sich so lange so dominant im politischen Diskurs halten können.  Peters zeigte im vierten Abschnitt seines Vortrags, dass dies an sehr wirkmächtigen Narrativen liegt, die die politische Diskussion durch irreführende Begriffe prägen.  Präzises Denken benötigten aber präzise Begriffe, und unpräzise Begriffe führten zu falschen Schlussfolgerungen.  In diesem Sinne seien wir alle aufgefordert, weder von „erneuerbaren“ Energien noch von „dezentraler Energieversorgung“ zu sprechen.  Peters ging auch auf viele andere Moden ein, wie die Behauptungen, dass Erdgas eine valide Brückentechnologie zu einer voll dekarbonisierten Energieproduktion sei, oder dass Wasserstoff ein einfach handhabbarer Energieträger mit vielen Anwendungsmöglichkeiten sei.  Auch hinterfragte Peters die Narrative, die zum deutschen Atomausstieg geführt haben, kritisch, und berichtete kurz zum Stand der Wissenschaft in diesen Fragen.

Im letzten Abschnitt führte Peters dann in die Grundprinzipien des Ökologischen Realismus ein.  Er zeigte auf, dass ein ständiger Faktor der menschlichen Entwicklung die Konzentration sei, also die Nutzung von immer kleineren Flächen pro Kopf.  Nur dadurch hätte sich die Anzahl der Menschen seit dem Beginn der Jungsteinzeit etwa vertausendfachen können.  Auch für die Zukunft müsse dieser Weg fortgeführt werden.  Nur durch Konzentration in der Flächennutzung bei der Gewinnung von Nahrung, Rohstoffen und Energie kann die Menschheit immer größere Flächen der Natur zurückgeben, die sich dort ungestört entfalten kann.

Das zweite Prinzip des Ökologischen Realismus sei das von der Natur abgeschaute Schließen von Stoffkreisläufen.  Mit wenigen Ausnahmen produzierten biologische Vorgänge keinen Müll, und der Mensch müsse dies gleichfalls lernen.  Voraussetzung für das elementreine Trennen von Abfällen sei preisgünstige Energie, denn solange Energie teuer sei, wäre es günstiger, Abfälle stattdessen zu vergraben.

Peters zeigte auf, dass es vielversprechende technologische Kandidaten für Konzentration und das Schließen von Stoffkreisläufen gibt.  Manche von ihnen seien erprobt, andere müssten noch weiterentwickelt werden.  Durch die von Technologieverboten geprägte deutsche energiepolitische Debatte könnten aber derzeit noch einige hilfreiche Technologien in Deutschland nicht erforscht werden.  Beispiele seien die Abtrennung von CO2 aus thermischen Kraftwerken und dessen Nutzung sowie moderne kerntechnische Verfahren.  Würden die Technologieverbote und die Energiewende-Denke durch den Ökologischen Realismus ersetzt, böte sich, wie Peters abschließend feststellte, eine realistische Perspektive für die Aussöhnung der menschlichen Zivilisation mit der Natur.