Zukunftschancen der Energiepolitik
Referenten-Resume des Vortrages von Wirtschaftsingenieur Dipl.-Ing. Jochen Michels
Am 31. Oktober präsentierte Wirtschaftsingenieur Dipl.-Ing. Jochen Michels vor fast 70 Teilnehmern des FWP in der IHK Ludwigshafen, was es mit BioKernSprit auf sich hat.
Als Verbund aus erprobten Verfahren:
- zur Hydrierung nach dem Fischer Tropsch (FT) Prozess
- zur Hochtemperatur-Gewinnung mit der Kugelbett-Technik
- und der Verwendung heimischer Bio-Abfälle
ist es der Vorschlag, einen Teil unserer Mobilität mit selbsterzeugten Kraftstoffen zu versorgen.
Bio-Abfall und Kohle – mit Kernenergie – zu Sprit hydrieren, bedeutet das
In den vierziger Jahren wurden in Deutschland jährlich rund 4 Mrd. Liter Benzin aus Kohle gewonnen. Leider wurde dadurch auch der Krieg um viele Monate verlängert. Wenn wir heute die gleiche Menge erzeugten, wäre das rund ein Zehntel des heutigen Verbrauches, der laut MWV [1]jedes Jahr abnimmt.
Anders als damals, sollte man heute nicht mehr die Kohle verheizen, um die rund 1.000 Grad Celsius für den FT-Prozess zu erzeugen. Die Umwelt-Bilanz stünde in Frage. Auch gilt Benzin nicht als zukunftsträchtig, weil bei seiner Verbrennung im Motor zu viel CO2 freigesetzt würde.
Hier kommt eine andere deutsche Großtat der Forschung ins Spiel: der Kernreaktor nach Jülicher Bauart. In der KFA[2] hatten Prof. Schulten und seine Mitarbeiter/innen in den 1960-er Jahren das Ziel: einen selbstlöschenden Kernreaktor zu entwickeln, der außerdem:
- allen Proliferationsbestimmungen gehorcht,
- in Siedlungs- und Industrienähe dezentral betrieben werden kann,
- nicht in grossen Monopol-Strukturen betrieben wird.
- kein Endlager benötigt,
- bei Notfällen
- ohne menschliches oder apparative Mitwirken
- nur aufgrund der Physik zur Normaltemperatur zurückkehrt,
- nicht nur der Stromerzeugung dient,
- sondern auch industrielle Prozesswärme kontinuierlich erzeugt und
- ohne Restrisiko von kommerziellen Versichern gedeckt werden kann.
Dieses Ziel wurde soweit erreicht, dass bereits 1967 und 1970 unter TÜV-Aufsicht zwei Tests erfolgten, wobei die gesamte Kühlung abgeschaltet und menschliches Einwirken ausgeschlossen wurde. Nach wenigen Stunden der Überhitzung war er ohne Folgeschäden wieder in Betrieb. Dieses Experiment wurde 2007 an der Tsinghua Universität wiederholt und gefilmt. Der erste Demo-Reaktor mit 200 MWe wurde seitdem gebaut und soll 2020 in Shidaowan als HTR-PM ans Netz gehen.
Der Redner legte dann dar, wie im Benehmen mit Verbänden der Waldbesitzer und anderen Institutionen ermittelt werden konnte, das bereits heute die ungenutzten Wald und Holzabfälle ausreichen würden, um ca. 5 % = 2 Mrd. Liter des deutschen Kraftstoffbedarfes erzeugt werden könnten. Im Gegensatz zu den 40-ern, kann man heute fast100 % des Einsatzstoffes zu Sprit wandeln, weil die externe Kernwärme das Heizen besorgt. Aus Freiberg hören wir sogar von einer FT-Variante, die schon bei unter 400 Grad C hydrieren soll. Als Vorteile hieraus ergeben sich:
- Treibstoff kann zu heute vergleichbaren Preisen geliefert werden.
- Autos, Motoren, Tankstellen und Logistik müssen nur minimal geändert werden
- Auto Fabriken brauchen nicht radikal umgestellt zu werden
- Arbeitsplätze und Qualifikationen der Mitarbeiter werden weiter genutzt
- Das bestehende Strom-Netz wird vom Ferntransport deutlich entlastet,
- Die heutigen Strom-Netze halten länger, weil weniger Ferntransport nötig ist.
- Neue Fern-Stromtrassen können vermieden werden.
- Neben Holz und anderen C-haltigen Abfällen kann Kohle hydriert werden
- Stein- und Braunkohle werden statt verstromt, zu Treibstoff veredelt (hydriert)
- Die dabei anfallenden Mengen an CO2 sind geringer als bisher
- Importe von Öl und Gas werden reduziert
- Bestehende Kraftwerke werden umgebaut: die „Feuerstelle“ wird ausgetauscht.
- Der Rückbau von Atom- und Kohle-Kraftwerken wird teilweise entbehrlich
- Die damit eingesparten Rückbau-Summen werden sinnvoll umgewidmet
- Die Entsorgung von Atommüll wird drastisch vereinfacht.
- Die heute in allen Kernkraftwerken bestehenden „Wartelager“ werden aufgelöst
- Die Endlagersuche entfällt, Endlager sind bereits in den Brennelementen vorhanden
- Luftverschmutzung durch fossile Kraftwerke wird drastisch verringert oder behoben.
- Atemwegserkrankungen können massiv verringert werden
- Die von WHO gemeldeten 7 Mio. Tote können bei weltweitem Einsatz signifikant verringert werden
- C-haltiger Müll und fossile Abfälle werden weitgehend nutzbringend verwertet
- Voraussichtlich werden sogar Kernbrennstoff-Abfälle damit genutzt und müssen nicht entsorgt bzw. zwischengelagert werden. Die gälte sogar für Waffen-Plutonium
Die Zwischenfragen und anschließende Diskussion, souverän moderiert von Prof. Dr. Eduard Schmäing zeigten das hohe Niveau und engagierte Interesse der Teilnehmer. Viele früher allgemein bekannte Tatsachen und Erkenntnisse müssen zur Umsetzung reaktiviert werden. Durch aktuelle Forschung können sie auch noch weiter optimiert werden. Diese Ergebnisse wurden vom fachkundigen Publikum positiv und mit großem Interesse aufgenommen.